DAS GRÜNE CELLO

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

2012 sprach mich ein Cellist aus Berlin an, ob es möglich wäre, ein Meistercello mit einem transparenten grünen Lack zu bauen. Dieser Gedanke faszinierte mich von Anfang an, und so entstand aus einer Idee ein modernes, noch nie dagewesenes “Meisterwerk”. Vom ersten Gedanken bis zum fertigen Cello sollten allerdings noch acht Monate vergehen.

Der Bau des Cellos, angefangen bei der Holz- und Modellauswahl (es wurde ein Gofriller-Modell), verlief ganz normal, bis auf die nun folgenden Lackversuche. Hier musste ein transparentes Pigment gefunden werden, welches die Holzstruktur auch schön sichtbar und lebendig erscheinen lässt, obwohl es doch ein kräftiges Grün sein sollte. Außerdem musste die Farbe auch in einen Geigenlack mischbar sein. Nach einigem Suchen und Probieren war es dann soweit, dass der erste Anstrich für das Cello bereit war. Auf der Mondomusica (weltgrößte Streichinstrumentenmesse) in Cremona fand ich dann noch 4 passende Feinstimmer, welche von einer Kunsthandwerkerin mit echtem Malachit (grüner Stein) eingelegt waren und somit dem Cello einen weiteren optischen Akzent gaben.

Nach Fertigstellung des Instruments wurde noch zusätzlich ein Tonabnehmer-System eingebaut, so dass es sowohl unplugged als auch verstärkt gespielt werden kann. Das Cello war auch bei den Münchner Geigentagen 2013 ausgestellt.

 

 

Die Gedler Wellengeige

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Anfang 2016 kam ein Herr aus Füssen in meine Werkstatt und bat mich, seine Geige, welche er kurz davor erworben hatte, zu restaurieren. Zu meinem Erstaunen handelte es sich um eine der selten vorkommenden, aber bekannten Wellengeigen von Johann Anton Gedler, einem Geigenbauer, der ca. 1725 in Würzburg geboren ist und sich dann später in Füssen selbständig machte. Gedler gilt als einer der besten Füssener Meister. Er starb ca. 1790 in Füssen. Gedler fertigte den Umriss, samt den Einlagen, Futterleisten und auch die Zargen wellig an, um den Instrumenten ein einmaliges Aussehen zu geben. Er gab selbst den F-Löchern eine wellige Form, sowie er auch die Schnecke mit kleinen Wellen im Randel wellig schnitzte. Eine Geige in dieser Form herzustellen ist wesentlich aufwendiger, als eine normale Form zu bauen. Diese Wellenform ist weltweit einzigartig und nur von ihm angefertigt worden.

Da ich selbst in Füssen aufgewachsen bin, interessierte es mich sehr die Geige wieder in einen schönen und spielbaren Zustand zu bringen. Die Violine war in einem sehr desolaten Zustand und wurde bestimmt mehrere Jahrzehnte nicht mehr gespielt. Die Restauration dauerte ca. 2 Monate, da viele aufwendige Details ergänzt werden mussten, wie z.B. die wellige Einlage, welche nicht mehr vollständig vorhanden war oder auch ein komplett neuer Hals, Griffbrett, Unter- und Oberklotz, Steg, Stimmstock, Bassbalken usw. angefertigt werden mussten. Die Geige hat nun nach der Restauration einen schönen offenen, warmen und dennoch kräftigen Ton und ist wieder bei Ihrem Eigentümer in Füssen.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

3D-Scanner und
3D-Fräse

 

Herstellung eines Stimmfutters mit Hilfe eines 3D-Scanners und einer CNC-Fräse

Während des Lockdowns 2020 bekam ich den Auftrag, zwei schöne, alte Celli zu restaurieren. Bei dem einen Cello musste das alte Stimmfutter entfernt und durch ein neues ersetzt werden, da der Stimmriss wieder aufgegangen war.

 

Das neue Stimmfutter wird normalerweise mit einem Kreideabdruck per Hand in die Kuhle der Decke eingepasst und dann zur Sicherung des Risses eingeleimt. Nach der Restauration des Cellos zeigte ich dem Eigentümer die Fotos der Restauration und erklärte ihm, wie das Stimmfutter per Hand eingepasst wurde. In einem Nebensatz erwähnte ich, dass es heute theoretisch auch möglich wäre, mit einem 3D-Scanner die Oberfläche der Mulde in der Decke, in welche das Stimmfutter kommt, zu scannen und mit einer 3D-Fräse dann das passende Puzzlestück (das eigentliche Stimmfutter) dazu zu fräsen.

 

 

Kurz darauf rief mich der Eigentümer an, um mir mitzuteilen, dass er von der Idee, einen Scanner und eine Fräse für die Restauration alter Instrumente zu nutzen, begeistert war.

Er wolle mir mit einer finanziellen Schenkung dieses Projekt ermöglichen.

Nach anschließender umfrangreicher Recherche im Internet war ich dann fündig geworden und bestellte einen 3D-Scanner, einen sehr schnellen PC und eine 3D-Fräse mit dazu passender Software. Der Scanner und die Fräse arbeiten auf 0,045 mm Genauigkeit. Nach wochenlanger Einarbeitung in die Software und Programmierung wurden dann die ersten Fräs-Projekte realisiert.

 

Ich möchte mich an dieser Stelle nochmal herzlichst bei Ehepaar Hans Dieter Wolf und seiner Frau Dr. med. Brigitte Wolf-Hornung für Ihre sehr großzügige Spende bedanken, welche mir dadurch die Umsetzung des doch kostspieligen Projekts ermöglicht haben.

 

In Kürze ist hier die Herstellung eines Stimmfutters mit Hilfe eines 3D-Scanners und einer CNC-Fräse als Film zu sehen.

 

 

Die Jacobus Stainer Geige

 

Im Juli 2021 kam eine Dame zu mir in die Werkstatt, um mir eine Geige zu zeigen. Sie erzählte mir, dass sie und Ihre Geschwister vom Vater ca. 60 Instrumente geerbt haben. Ihr Vater sammelte Geigen und reparierte auch autodidaktisch Instrumente. Die Geige, welche mir gezeigt wurde, soll eines seiner wertvollsten Instrumente, eine echte Jacobus Stainer aus Absam sein, welche auch eine Expertise von einem anerkannten Gutachter und Geigenbauer hat. Als der Kasten geöffnet wurde, traute ich meinen Augen kaum, da die Geige keinen originalen Lack mehr hatte und mit einem sehr dicken immer noch klebrigen Lack überzogen war. Ich konnte es kaum glauben, dass das eine echte Stainer Geige sein sollte, aber viele einzelne Dinge deuteten darauf hin. Nachdem ich Bilder in Büchern verglichen hatte und im Internet recherchierte, hatte ich eine andere Geige von Stainer aus dem Jahr 1665 gefunden, welche 2016 versteigert wurde. Bei beiden Instrumenten verwendete Stainer für den Boden und die Zargen Vogelaugenahorn und zwar exakt aus dem gleichen Stamm. Es müssen zwei Bretter gewesen sein, die exakt übereinander gewachsen sind. Man kann dies an der identischen Maserung erkennen.

 

Die Vogelaugen (Ästchen) sind exakt an der gleichen Stelle; bei der oberen Geige sind die Augen nur ein kleines bisschen kleiner.

 

Die zur Reparatur gebrachte Geige

 

 

Jacobus Stainer Absam 1665

 

 

 

Anhand der nachfolgenden Bilder können Sie die Restaurierung der Geige mitverfolgen.

 

 

LINKS    IMPRESSUM    Datenschutz